Interview mit Perilla

BOOMZINES: Ihr seid schon länger als Gruppe aktiv. Was bedeutet euch kollektive Arbeit? bzw. Warum habt ihr euch für eine gemeinsame Arbeitsweise und eine feste Gruppe entschieden? 

PERILLA: Bei Perilla stand von Anfang an nicht nur die Idee eines Zines, sondern auch das Zusammenbringen von asiatisch-diasporischen Menschen. Pete hat damals ein paar Leute gefragt, ob wir zusammen ein Zine machen wollen und daraus hat sich dann bald unser Kollektiv gebildet. Durch den gemeinsamen Austausch ist dann Perilla entstanden. Im Team ergänzen wir uns gegenseitig mit unterschiedlichen Stärken, Skills und Backgrounds. Es ist uns wichtig als Kollektiv aufzutreten, weil wir dadurch eine Stärke bekommen, die wir als Einzelpersonen nicht hatten, zB. wenn es darum geht, über Erfahrungen zu sprechen, die asiatisch-gelesene Menschen in weißen Mehrheitsgesellschaften machen. Wir sind allerdings nur im Orga-Team eine feste Gruppe, das hat u.a. auch bürokratische Gründe, da wir ein registrierter Verein sind. Die Zine Inhalte entstehen oft durch Open Calls und bei unseren Projekten abseits des Zines arbeiten auch viele weitere Menschen mit.   

 

BOOMZINES: Welche Vorteile seht ihr darin als Gruppe zu arbeiten? 

PERILLA: Abgesehen von der Stärke, die man durchs kollektive Auftreten und durch den gemeinsamen Austausch hat, entsteht dadurch auch Antrieb. Man will die anderen nicht hängen lassen, und gleichzeitig stärken wir uns gegenseitig auch den Rücken. 

 

BOOMZINES: Welche Rolle spielt Community in eurem Zinemaking?

PERILLA: Community spielt eine große Rolle, wir waren total überwältigt von all den Einsendungen, die wir durch unseren ersten Open Call bekommen haben und es war wunderschön die ganzen Menschen bei unserem ersten Zine Release kennenzulernen. Die Rückmeldungen, dass es Perilla jetzt gibt, waren sehr positiv und hat uns dann auch in unserem Tun und Zinemaking bestärkt. Da wir quasi genau zu Beginn des Covid Lockdowns angefangen haben, hat es sehr lange gedauert, bis wir die Community, die dadurch entstanden ist, in real life getroffen haben. Im zweiten Jahr haben wir dann die Konzertreihe Perilla Zine Beat gestartet und die Schreibsessions "Feeling of a Dumpling" gehostet und im dritten Jahr das Wanderarchiv Projekt Wandapanda & Tiger, das begleitet wurde von Konzerten, Filmscreenings, Lesungen und Performances. Durch all diese Live-Veranstaltungen konnten wir auch außerhalb unseres Zines Räume für die asiatisch-diasporische Community in Wien kreieren. 

 

BOOMZINES: Wie geht ihr mit internen Konflikten um? Was hält euch zusammen? Was gibt euch Kraft und was lässt euch so produktiv sein?

PERILLA: Wir versuchen möglichst offen miteinander zu sein und unsere Konflikte mit Aussprachen zu lösen. Das was uns zusammenhält ist der gemeinsame Wunsch, diesen Raum und diese Community zu schaffen, die wir selber früher nie hatten. Zu sehen, wie die Leute Spaß haben und sich gesehen/repräsentiert fühlen auf unseren Veranstaltungen und immer mehr zu dieser Community finden ist ein schöner Antrieb. 

 

BOOMZINES: Was sind eure Beweggründe, euch für Selfpublishing zu entscheiden? Und was ist eure Motivation zu einem asiandiasporischen Zine? 

PERILLA: Die Idee hinter Perilla war von Anfang an ein Zine von und für asiatisch-diasporische Menschen zu kreieren, die bis jetzt sehr unterrepräsentiert sind im deutschsprachigen Raum. Wir wollten kein approval von irgendwelchen etablierten (weißen) Verlagshäusern haben, sondern einfach unser Ding machen. 

 

BOOMZINES: Wieso war es euch wichtig, ein Zine zu veröffentlichen, statt eure Texte ins Web/online zu stellen? Welche Vorteile seht ihr im Printmedium? 

PERILLA: Es fühlt sich nach wie vor so an, als ob ein Printmedium eine andere Wertigkeit hat. Es wirkt weniger vergänglich und es ist immer noch was besonderes einen Text oder einen visuellen Beitrag in den Händen halten zu können, als nur auf einem Bildschirm zu sehen. Wir haben trotzdem überlegt, zusätzlich Texte online zu stellen. Dafür war aber bisher keine Zeit. Aber vlt. finden wir Papier einfach cooler, weil wir noch analog aufgewachsen sind :D 

 

BOOMZINES: Was sind eure Vor-/Erfahrungen mit Zinemaking? Was hat euch inspiriert? Auf wessen Schultern seht ihr euch stehen?

pete: Zines habe ich vor allem immer in Punk bzw DIY Kontexten gesehen. Sie sind simpel gestaltet und leicht verbreitbar - das hat mich inspiriert. Damit haben die Perilla Zines im Endeffekt nur mehr wenig gemein.

 

BOOMZINES: Wie finanziert ihr eure Zines? Und welche Schwierigkeiten stellen sich beim Thema Geld und welche Lösungen habt ihr gefunden?

PERILLA: Wir haben bisher nur kleine Förderungen von den Österreichischen Hochschüler*innenschaften für die Drucke erhalten. Die ganze organisatorische und editorische Arbeit machen wir unentgeltlich. Wir haben immer wieder mal darüber diskutiert, ob wir für größere Förderungen einreichen sollen, aber damit entsteht auch  ein großer administrativer Aufwand. Also wir haben noch nicht wirklich eine dauerhafte zufriedenstellende Lösung gefunden. 

 

BOOMZINES: Viele BIPoC, jüdische und migrantische Zinemaker sind nicht auf Zinefests vertreten. Wie ist das bei euch? Und wo platziert ihr eure Publikationen und warum?

PERILLA: Unsere Zines gibt's vorwiegend bei unseren Events oder in ausgewählten Shops in Wien zu erwerben. Wir sind diesen Sommer zu einem DIY Kassetten und Labelfest eingeladen worden. Fremd haben wir uns dort auf jeden Fall gefühlt und es gab kaum Interesse an unseren Zines. Es gab aber schon mehrmals Interesse von Zineaussteller*innen.

 
(2023)

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